Wir planten eigentlich einen Ausflug ins schöne Kandersteg zu unternehmen, inspiriert durch die SRF Dokumentation welche den sehr naturnahen Stellplatz beim Internetional Scout Center porträtiert hat. Eine Woche vor Anreise haben wir auf der Website das Reservationsformular für einen ‹Komfortplatz› abgeschickt und uns gefreut. ‹Danke für ihre Reservation…›, die Reservation würde schnellstmöglich bearbeitet und bestätigt. Nach mehr als zwei Tagen haben wir dann mal per E-Mail nachgefragt, hier erstmal die Challenge die richtige Addresse zu finden, da die automatischen Mails von einer noreply@-Addresse versandt werden. Dann endlich eine Antwort erhalten und leider die Enttäuschung: Auch wenn die Website klar sagt, dass bis am 23. Oktober geöffnet ist, sei der Platz seit dem 3. Oktober grösstenteils geschlossen. Eine Übernachtung sei jedoch auf dem nackten Parkplatz möglich, ohne weitere Infrastruktur (Strom). Das war nicht wirklich was wir uns für zwei erholsame Tage gewünscht haben.
Nach viel Unschlüssigkeit und längerer Weitersuche auf Wohnmobilland Schweiz haben wir uns dann entschieden in die Region Emmental / Lützelflüh zu fahren und dem Kläsihof einen Besuch abzustatten. Wow, auch jetzt beim Schreiben – eine Woche danach – denken wir mit einem breiten Grinsen im Gesicht an diesen Platz zurück. So kann manchmal eine vermeintliche Enttäuschung in etwas viel besseres münden.
Doch bevor wir endlich losfahren konnten das Standard-Freitag-Nachmittag-Programm: Glückswagä zwei Dörfer weiter von unserem (festen) Wohnsitz entfernt abholen, die letzten Klamotten einräumen und zum Einkaufen fahren. Nebst den Lebensmitteln für ein paar Tage musste noch eine neue SD-Karte und ein neues Stativ besorgt werden. Dann ging es endlich los, schlecht getimed in den Feierabendverkehr und in Himmelsrichtung von Bern, dann querfeldein über die Vorhügel des Emmentals, via Hindelbank nach Hasle und dann weiter in Richtung von Sumiswald. Sara hat am Morgen schon angerufen beim Kläsihof und mit Caro vereinbart, dass wir heute kommen werden – super unkompliziert und der Platz sei aktuell eh fast leer. Nach rund einer Stunde Fahrzeit sind wir dann auf dem Hof angekommen und wurden leider von einem stärkeren Regenguss in Empfang genommen. Der Plan für das Wochenende war simpel: Das relativ neu gekaufte Video-Equipment ausprobieren und Material für unsere ersten OnionVan-VLOG-Folgen zu drehen und etwas Videos schneiden. Wie naiv man als Anfänger doch manchmal ist: Schnell merkten wir, wie aufwändig es sein kann gutes Video-Material zu produzieren und auch der Schnitt selber braucht ordentlich Zeit. Trotzdem hatten wir Spass an den Tätigkeiten, insbesondere in dieser wunderbaren Umgebung. Freitag Abend haben wir noch unsere mitgebrachte eingefrorene Bolognaise-Sauce aufgewärmt und ein paar Spaghetti und Salat gekocht. Nach einer intensiven und teils anstrengenden Woche sind wir relativ früh ins Bett und freuten uns riesen am Sammstag ausschlafen zu können. Auch in der Nacht sind die Temperaturen nicht unter die 10-Grad-Celsius-Marke gefallen, so dass Sara im ‹oberen Stockwerk› zum ersten mal das neue Caliheat in der Praxis ertesten konnte.
Nach der ersten Nacht wurde das Wetter am Samstag Morgen langsam aber stetig besser – so dass wir am Mittag definitiv den Pulli im Bus deponieren konnten und von da an im T-Shirt unterwegs waren. Mitte Oktober und T-Shirt Wetter, etwas gewöhnungsbedürftig aber für uns eigentlich ganz angenehm. Die Nacht war erholsam und wir genossen es, zuerst mal in aller Ruhe unser Frühstück zu machen – ein Luxus der unter der Woche oft im engen Zeitplan ‹weggespart› wird. Zopf aus der Migros welchen wir am Vortrag gekauft haben, dazu eine paar von unseren mitgebrachten Eiern von unseren Hühnern und etwas Käse, einfach nur herrlich, auch in Kombination mit dem klassischen ‹Vikinge-Köffije› (Pulver-Kaffee ☕). Nach einem kurzen Frohndienst beim Geschirrspülen, welcher wunderbar auf Video dokumentiert ist, ging es weiter mit Besichtigung des Hofs, der näheren Umgebung und Produktion von Videomaterial – sowohl am Boden als auch aus der Luft mit der Drohne. So verging der ganze Samstag wie im Flug und bevor wir alles im Kasten hatten kam der Abend. Abends haben wir erneut selber gekocht im Bus, Sara wurde sogar noch mit einem hausgemachten Mojito der Gastgeber beglückt, superlecker! Einfach wahnsinnig wie schnell man sich in so einer schönen Umgebung erholen kann und die vergangene Woche hinter sich lassen. Nach dem Essen investierten wir nochmal etwas Zeit in Video-Schnitt und gingen dann kurz nach Mitternacht ins Bett, wo Knorrig schon sehnsüchtig wartete.
Sonntag Morgen als erstes erneut ein grosszügiges Frühstück – so gut der Migros-Zopf am Vortag auch war, der hausgemachte von Caro (Stellplatz-Betreiberin) welchen wir am Vorabend bei ihr bestellen durften und am Morgen abholen war um Meilen besser: Echte Berner Ankezüpfe halt, nicht unbedingt Diätfutter aber geschmacklich einfach unschlagbar. Danach ging es schon bald an den Abbau, leider, einfach unglaublich wie schnell die Zeit verflogen ist. Wir warteten noch bis die Sonnenstrahlen den letzten Tau von der Markise und dem Calicap getrocknet haben und machten gemütlich den Glückswagä abreisebereit. Easy, unkompliziert die Rechnung per Twint beglichen – genau so soll es sein, in unseren Augen ein perfekter Stellplatz dem wir auch das OnionApproved-Label erteilen konnten. Erst wollten wir noch dem Kambly-Fabrikladen in Trubschachen einen Besuch abstatten und ein paar Grosspackungen für zu Hause bunkern, doch aufgrund der fortgeschrittenen Stunde änderten wir unseren Plan. Als erster Zwischenstopp ging es nach Lützelflüh und wir spazierten entlang der wunderschönen Emme in der Nähe der Goldhausbrücke. Die ungewöhnlich hohe Temperatur im Herbst verleitete uns auch dazu kurz unsere Füsse in den Fluss zu tauchen und auch dort noch etwas Video-Material zu produzieren. Irgendwie kam kein Bedürfnis auf schon den Heimweg anzutreten, zu toll war das Wetter. Vanlife bedeutet für uns, nicht immer konsequent einen starren Plan zu Verfolgen: Auf den ersten Bus-Metern nach Lützelflüh schon kam die Idee auf, den Sonntag bis zum Sonnenuntergang maximal auszukosten. Sara hatte die Super-Idee, wiedermal unseren geliebten Chill-Spot in Walperswil zu besuchen, bei welchem wir zuletzt im März waren um unseren neuen Campingaz-Grill zu testen (den wir kauften, noch bevor wir Glückswagä hatten 😃). Ab an die nächste Tankstelle, wir hatten kein Futter dabei für ein weiteres Nachtessen – wie so oft war der Migrolino in Hasle unsere Rettung für Spontanabenteuer. Eine schöne Fahrt die uns aus dem Emmental via Berner Mittelland, durch das schöne Städtchen Aarberg, in die 3-See-Region führte, kamen wir ca. 16 Uhr in Walperswil an. Wir drehten dort verschiedene Aufnahmen für unser About-Us OnionSpecial, auch hier wieder merkten wir, dass sowas aufwändiger ist als wir dachten: Wir experimentierten mit verschiedenen Plätzen, Lichteinfluss und Kameraeinstellungen. Kurz nach Einbruch der Dunkelheit parkten wir den Van in die Nähe der spiegelglatten Aare/Hagneckkanal, öffneten unser Aufstelldach und begannen unser Nachtessen zuzubereiten. Wir stellten einige erstaunte Blicke fest – dachten wohl alle dass wir dort Wild-Campieren wollten, angesprochen hat uns jedoch niemand. Wir möchten nochmal deutlich darauf aufmerksam machen, dass dort Pennen nicht erlaubt ist!
Das Ratatouille schmorte gemächlich vor sich hin, während wir den farbenfrohen Sonnenuntergang in vollen Zügen genossen, immer wieder ein Schauspiel dieses Abendrot hinter dem Jura. Nach dem Essen war dann wirklich Schluss, gegen 20 Uhr – es war schon sehr dunkel – fuhren wir dann nach Hause, viele Eindrücke später und einige Erlebnisse reicher, freuten wir uns doch wieder bei unseren pelzigen Mitbewohnern zu sein.