Weekend 42 / 2022

Freitag

Die Destination des Wochenendes der Kalenderwoche 42 war grob vorgegeben: Am Freitag-Nachmittag hatten wir einen Termin beim Autohaus von Känel in Frutigen. Das Berner Oberland wurde also zu unserem Rückzugsort für das Wochenende.

Freitag gab es früh Feierabend, diverse Pendenzen mussten noch in den Morgen gequetscht werden, ganz allgemein war die Woche wieder sehr intensiv und wir freuten uns auf einige ruhigere Stunden. Auch persönlich freuten wir uns auf ein grösseres Jubiläum privater Natur. So konnten wir gegen 12 Uhr mittags zuhause losfahren – alles war dank guter Vorbereitung am Vorabend bereit. Auf direktem Weg fuhren wir die rund 80 Kilometer bis nach Frutigen. Eine Auto-Werkstatt der man vertrauen kann ist sehr viel Wert, so dass man auch einige Kilometer in Anspruch nimmt und mit Kompetenz entschädigt wird. Pünktlich kamen wir im Kandertal an, meldeten uns am Empfang und durften unsere Schlüssel in qualifizierte Hände geben. Die Abdeckung unseres Küchenmoduls im California war locker, wenn man den Deckel öffnete musste man enorm aufpassen, dass das Glas nicht aus der U-Schiene rutscht, mit der diese an der Küchenkonsole befestigt ist. Fast zwei Monate mussten wir auf das Ersatzteil warten. Auch das Aufstelldach machte in den letzten Wochen erneut Faxen – schon wenige Stunden nach dem Aufstellen sank die eine Seite wieder so stark ab, dass im ‹Obergeschoss› das Licht abschaltete und auch die 12V-Steckdose sich deaktivierte, ärgerlich. Auch hier wurde gleich eine Entlüftung der Hydraulik vorgenommen um das Problem zu lösen, hoffen wir dass es diesesmal permanent hilft. Zuletzt liessen wir die Hydraulik im Juli schon entlüften, doch der Workaround hielt nur ca. 10 Übernachtungen. Für Mario war es der erste Besuch bei von Känel; Sara schwärmte nach jedem Besuch der vergangenen Monate. In dieser Garage merkt man, dass das Personal nicht nur einfach ‹Autos schiebt› sondern ihren Job mit viel Herzblut macht, insbesondere bei VW-Campingfahrzeugen. Sie scheinen auch einen guten Ruf für genau diese Niche zu haben, sonst wären wohl am Freitag nicht so viele Bullis dort gestanden für den Service. Auch in der Filiale selber ist vieles in VW-Bus Optik, es gibt auch eine Ecke die das notwendigste Campingzubehör verkauft. Alles ist mit viel Liebe zum Detail ausgestaltet. Um die Wartezeit zu überbrücken erhielten wir einen leckeren Kaffee und Mario konnte nachher nicht widerstehen, auch noch die Merchandise-Ecke genauer anzusehen. Zum einen T-Shirt konnte er nicht nein sagen. Auch hier zeigte sich die starke Kundenorientierung des Autohauses: Wir erhielten noch eine schöne (wiederverwendbare) Tragtasche und eine kleine Schokolade aus Manufaktur. Später durften wir dem Mechaniker über die Schultern schauen, gespannt verfolgten wir mit Erstaunen, was alles demontiert werden muss um diese Dach-Hydraulik zu entlüften. Wir konnten auf die Kompetenz des sympathischen Mechanikers vertrauen, ansonsten währen uns wohl die Tränen gekommen bei so viel heraushängenden Kabel und Plastik-Einzelteilen. Auch all unsere Fragen konnte er sehr kompetent beantworten. Hoffen wir, dass nach diesem Besuch nun die Mängel permanent beseitigt sind und wir die VW-Werksgarantie nicht erneut in Anspruch nehmen müssen.

Mit einem fast neuen Glückswagä, einem Grinsen im Gesicht, ausgestattet mit einem neuen T-Shirt ging es dann flussabwärts heraus aus dem Kandertal. Noch auf der Fahrt waren wir uns noch nicht abschliessend einig über unseren Übernachtungsplatz für das kommende Wochenende: Wir schwelgten in Erinnerungen an zwei Fishing-Trips an den Engstlensee im Jahr 2017, wo wir jeweils auf dem Camping Grund in Innertkirchen übernachteten und sehr zufrieden waren mit der wunderschönen Zeltwiese. Um diese Erinnerungen aufzufrischen, fanden wir also den Konsens wiedermal dorthinzufahren – das erste Mal Hasli-Land mit dem Glückswagä. Für uns immer wieder erstaunlich, wie gross das Berner Oberland doch ist, also nochmal rund 60km brettern bis wir in Innertkirchen sind: Vorbei an den Touristen-Hotspots Interlaken, Iseltwald, Brienz und Meiringen. Obwohl wir schon gemeinsam in Summe unzählige Wochen im Oberland verbrachten – wandern, angeln, Gleitschirm fliegen – waren wir noch nie in Iseltwald selber und so machten wir auf der Fahrt dort einen Zwischenstopp. Ein wirklich niedliches Dorf, totale Postkartenschweiz. Obwohl das Wetter abwechselnd regnerisch war, hatte es einige Touristen die mit Reisebussen hergebracht wurden. Nach all den Monaten Pandemie und damit verbundenen Einbrüchen in der Tourismus-Branche, freute es uns wieder asiatische und arabische Touristen zu sehen – auch wenn sich das seltsam lesen mag, sie gehören für uns irgendwie zum Ortsbild im Oberland. Schön ist es wieder ‹back to normal› und für uns war es sehr unterhaltsam, diese Touristen zu beobachten bei ihren Akrobatik-Kunststücken mit ihren Selfie-Sticks. Auch wir selber wurden noch zu Foto-Touris und machten einen Spaziergang durch das Dorf. Wir können den Andrang nachvollziehen, eine sehr schöne Ortschaft mit vielen wunderbaren Aussichtspunkten. Aber wir wollen uns gar nicht vorstellen, wie überrennt es dort im Sommer bei schönem Wetter sein muss.

Einige Kilometer weiter, 15 Kilometer vor unserem Ziel machten wir nochmal einen Zwischenstopp zum Einkaufen in Meiringen: Lebensmittel für ein Nachtessen und zwei mal Frühstück, für Samstag planten wir ein Auswärts-Essen. Wie so oft beim Camping-Kochen standen wir im Laden und hatten noch keinen Plan was wir denn kochen könnten, insbesondere da wir den Grill zwecks Winterpause schon eingekellert haben und im Cali nichts braten wollen und Öl rumspritzen – das schränkt ein wenig ein. Wir entschieden uns, mal Käsespätzle im Omnia auszuprobieren und kauften die notwendigen Zutaten und Frühstücks-Material ein. Um ca. 17 Uhr trafen wir dann auf dem Camping Grund ein, was bei beiden nochmal viele Bilder von vergangenen Trips in Erinnerung rief. Einchecken an der Rezeption, Frischwasser auffüllen, im Regen das Calicap aufziehen, Strom anschliessen. Und schon waren wir bereit für ein ruhiges Wochenende. Wir kochten unseren Spätzli-Eintopf mit viel Käse, das Backen selber dauerte dann viel länger als wir erst angenommen hatten, rund 30 Minuten bis der Käse gut geschmolzen war. Einmal mehr die Erkenntnis: Omnia ist supertoll, aber aufgrund wenig Hitze von oben gibt es keine schöne Kruste und der Käse blieb schneeweiss anstelle – wie primär von Mario bevorzugt – goldbraun bis schon fast Schokolade-Braun 😃. Aber das wichtigste: Geschmacklich war das Ergebnis unseres Experiments superlecker, wenn auch etwas Käse-Zwiebel-Gestank wohl noch ein bis zwei Tage im Bus haften wird. Müssen wir halt am nächsten Tag besonders ordentlich lüften. Nach dem Essen fackelten wir nicht lange rum, vertagten das Spülen auf den nächsten Morgen und machten umgehend unsere Betten bereit. Die vergangene Woche war intensiv und verbunden mit teilweise sehr wenig Schlaf, weshalb wir uns enorm auf einen 10+-Stünder freuten.




Samstag

Der Samstag startete mit unserem Lieblings-Ritual welches uns heilig ist am Wochenende: Ausgiebiges Frühstück – ohne Zeitdruck. Frische Brötchen aus dem Omnia, Käse aus Schangnau, Marmelade und ordentlich viel Kaffee. So kann es losgehen! Gestärkt begannen wir mit den ersten Videodrehs über den Campingplatz. Irgendwann kamen wir noch auf die Idee, dass es wohl eine gute Idee wäre unseren Tisch im Restaurant Urweider zu reservieren zur Feier unseres Jubiläums. Päng, wie schnell sich doch Pläne ändern können – wir haben schlicht nicht auf dem Radar gehabt, dass dieses wegen Herbstferien aktuell geschlossen ist. So entschieden wir uns, auch heute Abend wieder selber zu kochen. Wir spazierten also ins Dorf, keine fünf Gehminuten, vorbei an einer schönen Brücke über die noch winzig kleine Aare. Angekommen im lokalen Dorfladen dann erstmal die gewohnte Ratlosigkeit: Was wollen wir denn kochen? Nach mehreren ‹Runden› durch den Laden fiel die Wahl auf eine Rösti mit Kalbs-Geschnetzeltem an einer Rahmsauce mit Pilzen. Auch einige Getränke kauften wir noch ein. Danach ging es wieder zurück auf den Campingplatz und wir machten einen kurzen Rundflug mit der Drohne: Nicht ganz unkompliziert hier mit den Lufträumen, doch gemäss der offiziellen Drohnenkarte sind Flüge bis 150m AGL hier erlaubt mit einer ultraleichten Drohne. Später begaben wir uns in den Aufenthaltsraum, welcher super geeignet ist zum Arbeiten: Mario erledigte noch ein paar von der Woche liegengebliebenen Pendenzen, danach arbeiteten wir gemeinsam noch einige Stunden an dieser Webseite und texteten fleissig. Wie schnell die Zeit doch vergehen kann, kurzum später war schon späteterer Nachmittag und die Dämmerung setzte ein. Wir spazierten zurück zu Glückswagä und gönnten uns erstmal eine weitere Runde Kaffee. Ein erster Hunger war im Magen spürbar, doch irgendwie kam bei beiden absolut null Motivation auf zum kochen. Was also tun? Urweider ist ja geschlossen, Google Maps zeigte auch nicht viele Restaurants an Alternativen. Also mal losspazieren und ’schauen gehen›, schlussendlich landeten wir im Restaurant/Hotel Alpina und gönnten uns etwas Vitamine (grüner Salat) und anschliessend ein Fondue, siehe dazu auch Bilder oben in der Galerie. Nach einem kurzen Verdauungsspaziergang machten wir es uns im Bus wieder gemütlich: Standheizung an, bequeme Klamotten, nochmal Kaffee kochen und danach schauten wir noch einige Filme – Zottels Abenteuer in Marokko, wir waren einige Folgen im Rückstand die wir nachholen mussten. Irgendwann wurden wir aber müder und müder, legten unser Tablet weg und gingen schlafen.

Sonntag

Sonntag-Morgen erwachten wir beide erstmal recht kaputt: Uns beiden lag das Fondue irgendwie auf dem Magen und wir schliefen nicht allzu gut. Frühstück wurde also ausgelassen. Noch während dem Kaffee realisierten wir, wie draussen der Wind zunehmend auffrischte. Erst leichtere Böen in unregelmässigen Abständen, später zunehmend stark und in kürzeren Intervallen. Wir begannen die ersten Gegenstände im Glückswagä aufzuräumen und uns abfahrbereit zu machen. Mitterweile war der Wind noch mehr aufgefrischt und wir sorgten uns langsam, wie wir das Calicap heil vom Dach runterbekommen – mehr dazu auf dem OntionTrip-Video. Glimpflicherweise ging alles gut über die Bühne und so verliessen wir den Platz kurz vor Mittag.

Erst über den Hügel der die Aareschlucht umgibt, entlang der Tangente um Meiringen herum, erreichten wir schon sehr bald den Militärflugplatz Unterbach. Die Szenerie ist hier bizarr und wunderschön zugleich: Kühe, ein grosser Wasserfall, Berge – mittendrin ein grosser Runway auf welchem unter der Woche meist sehr reger Flugbetrieb herrscht. Das Highlight ist die öffentliche Strasse welche direkt über die Piste führt und diese kreuzt. Nach einem kurzen Halt ging es dann weiter in Richtung Nebelregion nach Hause: Vorbei an Interlaken, Thun, Bern entdeckten wir den grossen weissen Schleier der vor dem Jura-Gebirge hängt. Noch kurz Grauwasser und restliches Frischwasser ablassen in Orpund und dann war das Wochenende auch schon vorbei. Schön wars!

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